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Der Net-Zero-Standard

Susanne Pfeiffer
| PRODUCT OWNER, QVEST DIGITAL
Veröffentlicht 11. Juni 2024

Eine klare und wissenschaftlich fundierte Definition von Netto-Null für das Klima

In ihrem Artikel zeigt Susanne auf, wie die durch die SBTi entwickelten Net-Zero-Standards, Unternehmen einen Weg aufzeigt, die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 einzuhalten.

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 zielt darauf ab, der Bedrohung durch den Klimawandel entgegenzuwirken. Eines der wichtigsten Ziele besteht darin, die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.  

Der Net Zero-Standard der Science Based Targets initiative (SBTi) bietet Unternehmen und Organisationen einen klar definierten Weg, um ihre Treibhausgasemissionen wissenschaftsbasiert zu reduzieren und langfristig Netto-Null-Emissionen zu erreichen. "Netto-Null" bedeutet dabei, dass ein Unternehmen oder eine Organisation alle menschengemachten Treibhausgasemissionen ausgleicht, sodass die Nettofreisetzung in die Atmosphäre null ist.

Grob umrissen fordert der Net-Zero-Standard folgende Maßnahmen

  • Reduktion der CO2-Emissionen um 90% gegenüber einem Basisjahr: Unternehmen wählen ein Basisjahr, in dem sie vollständige und genaue Emissionsdaten haben. Von diesem Punkt aus verpflichten sie sich, ihre Emissionen um mindestens 90% zu reduzieren. Dieses Basisjahr ist oft ein kürzlich vergangenes Jahr, das repräsentativ für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens ist.
  • Langfristige Kompensation der verbleibenden Emissionen: Für die wenigen Emissionen, die nicht reduziert werden können, müssen Unternehmen langfristige Kompensationsmaßnahmen ergreifen. Das bedeutet Investitionen in Projekte oder Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen und langfristig speichern. Einen Baum zu pflanzen, ist keine langfristige Speicherung, da ein Baum nur eine Lebensdauer von ca 80 Jahren hat und danach das gebundene CO2 wieder in die Atmosphäre entlässt. Zur langfristigen Speicherung des CO2 bieten sich verschiedene Ansätze an. Darunter fallen Techniken bei denen CO2 direkt aus der Luft abgeschieden und anschließend unterirdisch gelagert wird (BECCS und DACCS), aber auch Methoden, die Biomaterial direkt verwenden und als langfristige Speicher verwenden (PyCCS), siehe dazu meinen letzten Artikel zum Thema Pflanzenkohle. 
  • Berücksichtigung von Scope 1, 2 und 3 der Lieferkette: Der Net-Zero-Standard umfasst alle direkten und indirekten Emissionen eines Unternehmens:
    • Scope 1 bezieht sich auf direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten CO2-Quellen. Das umfasst Prozesse, bei denen wir selbst fossile Brennstoffe verbrennen, z.B. Autofahrten mit Verbrennermotor sowie Gas- oder Ölheizungen. 
    • Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus der Erzeugung gekaufter Energie. Darunter fällt das CO2, das im Kohlekraftwerk für den von uns verbrauchten Strom in die Luft ausgestoßen wird.
    • Scope 3 beinhaltet alle anderen indirekten Emissionen, die in der Lieferkette eines Unternehmens entstehen, wie etwa durch die Herstellung von Produkten oder Dienstleistungen, die das Unternehmen kauft oder verkauft. Jeder Computer, den wir einkaufen, hat in seinem Herstellungsprozess CO2 erzeugt und wird auch im Rahmen seiner Entsorgung für weitere CO2-Emissionen sorgen - das sind die unter Scope 3 betrachteten Emissionen. 

Einfach zu ermitteln sind die Emissionen in Scope 1, auch die Scope 2-Emissionen lassen sich über die uns verfügbaren Daten in der Regel gut feststellen. Herausfordernd wird es, die Emissionen in Scope 3 zu ermitteln - aber tatsächlich sind es diese Emissionen, die einen Großteil der von uns zuverantwortendenden Emissionen ausmachen. Daher ist es so wichtig, auch diesen Scope zu berücksichtigen und zu versuchen, diese Emissionen zu quantifizeren und im zweiten Schritt zu reduzieren. 
 

Wie können wir nun starten, um diesen Standard umzusetzen?

Im ersten Schritt müssen wir unsere derzeitigen Emissionen ermitteln. Das bedeutet, die gesamte Lieferkette zu betrachten und genau festzustellen, in welchem Kontext wieviel CO2 ausgestoßen wird. Erst wenn wir das herausgefunden haben, wissen wir, wo wir ansetzen können, um unsere Emissionen nach und nach zu reduzieren. Damit wir die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen, sollten wir versuchen, bis 2030 klimaneutral - im Sinne von Netto Null - zu sein.
 

Machen wir uns auf den Weg, um unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen!

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